Luzerner Zeitung, October 4, 2023

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Charme, Schalk and Können: 69‑jähriger Popstar in Topform


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   Regina Grüter

Tourneemüde? Der britische Singer-Songwriter Elvis Costello gab im KKL Luzern noch einmal alles.

Costello, der Rocker; Costello, der Experimentelle; Costello, der Entertainer; Costello, der Singer-Songwriter. Vor allem aber Elvis Costello, der grosse Sänger mit Grandezza, und das mit 69 Jahren. Der britische Popstar hat am Dienstagabend im Konzertsaal des KKL Luzern alle Register gezogen und — obwohl "nur" in Begleitung seines Weggefährten seit The Attractions, Steve Nieve am Flügel — so viele Facetten seiner Künstlerpersönlichkeit gezeigt wie wohl noch nie zuvor.

Das Intro zum Sound aus der "Maschine," dem "imposter" (Hochstapler), wie Costello es nennt, dauert gute zehn Minuten. Costello an der E-Gitarre, Nieve an der Melodica. Und das Duo lässt sogar noch ABBA anklingen: "Dancing Queen." Im Verlauf des über zweistündigen Sets erweisen sie ausserdem den Beatles oder der Schweizer Thrash-Metal-Band Coroner die Reverenz. Costello hatte es an der Pressekonferenz vor der Europatournee erwähnt: Sie würden nie zweimal exakt das gleiche Set spielen, und sie würden ortsspezifische Gegebenheiten einbinden.

Rock 'n' Roll, Lakritz und Referenzen

Dazu gehört vielleicht auch der Halloween-Song "Trick Out The Truth," den er nach einer seiner launigen Ansprachen spielt. Er fragt nach der Lozärner Määs, was für eine Art Chilbi das sei und ob wir hier auch Halloween feiern würden. Die Wortmeldungen sind spärlich, aber man hört ein Nein aus dem Publikum. Jedenfalls werde er nach dem Konzert da hingehen, aufs Riesenrad. "Kommt ihr auch?"

Steve Nieve und Elvis Costello erzählen Geschichten in neuem musikalischem Kleid: Mal nur Piano und Gesang, E-Gitarre, akustische Gitarre, Melodica, "imposter" in verschiedenen Kombinationen. Costellos einzigartiger Gesang ist von erstaunlicher Qualität, die Stimme immer druckvoll, das Klavier auch. Sie könnten so leise und dann wieder sehr laut, sagte Elvis Costello im Vorfeld. Anfänglich vermisst man ein bisschen die Zwischentöne in diesem Laut und Leise, das gilt auch für Costellos Gitarrenspiel.

In der Mitte des Sets wird es dunkel, und Costello fährt eine Soundwand auf, Dub mit Drum-computer. Er spielt erst Bass, Nieve Melodica, dann Keyboard. Costello steuert experimentelle E-Gitarren-Klänge bei, und auf einmal ist man in einer Rock-Show. Rock 'n' Roll auch "Like Licorice On Your Tongue," einer der unveröffentlichten Songs. Vorher wollte Costello vom Publikum wissen, ob sie ein Lied mit einem Frauennamen drin spielen sollten oder eins über Süssigkeiten. Die Schweizer Schokolade macht's dann aus.

Ein Tango, Liebeslieder, "Red Shoes" nach einer berührenden Geschichte über die Samstagnachmittage, die Costello als Bub an Tanzveranstaltungen verbrachte, wo sein Vater in der Big Band sang. "Was wollen wir spielen, Steve?," als Reverenz an die Zusammenarbeit mit dem legendären amerikanischen Komponisten Burt Bacharach, fragt Costello. Die Wahl fällt auf "God Give Me Strength." Zum Schluss kommen die grossen Hits. "She" — das Publikum steht zum ersten Mal auf-, "Alison," "(What's so Funny 'Bout) Peace, Love and Understanding." "I Want You" ist ein absoluter Gänsehautmoment. Die reduzierte Interpretation — Costello mit akustischer Gitarre auf einem Hocker — hat nichts Theatralisches, ist Emotion pur.

Man erlebte verschiedene Costellos an diesem Abend, dem letzten seiner Europatour. Er zeigte sich als grossartiger Sänger, der auf einen Fundus von nahezu 500 Songs zurückgreifen kann. Falsche Bescheidenheit ist hier fehl am Platz. Britischer Humor, ja, und Nahbarkeit. Er macht sein Ding und gibt den Fans trotzdem, was sie wollen. Zum Schluss steigt Elvis Costello von der Bühne hinab, schüttelt Hände, während bei manch einem Fan Tränen des Glücks in die Augen steigen. Was für ein Tourneeabschluss!


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Luzerner Zeitung, October 4, 2023


Regina Grüter reviews Elvis Costello & Steve Nieve, Tuesday, October 3, 2023, Konzertsaal KKL, Lucerne, Switzerland.
This article also appeared in the Grechner Tagblatt.

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Photo by Nadia Schärli.
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