Ocean Way Studios, Hollywood, 1998. Elvis Costello griente, stolz wie Oskar. Burt Bacharach bleckte die Zähne und wippte mit dem Fuß, Engineer Kevin Killen nickte fortwährend, und die übrigen Anwesenden zeigten sich ebenfalls höchst angetan. Nach langen, nicht immer problemlos verlaufenden Sessions gab man sich noch mal dem unbeschwerten Hörgenuss hin, unter optimalen Bedingungen. Ob die wunderbare klangliche Dimension der analogen Aufnahmen bei der anstehenden Veröffentlichung würde bewahrt werden können, schien indes unklar. Elvis gab sich zuversichtlich, Burt wollte wissen, ob denn überhaupt noch Schallplatten hergestellt würden. Natürlich! Und doch entschied man sich bei Mercury gegen eine Vinylversion, Painted From Memory erschien nur digital nivelliert. Auf Nachfrage erklärte man ungerührt, bei Auflagen von wenigen Tausend lohne der Aufwand nicht. Für Ästheten waren es fürwahr entbehrungsreiche Zeiten.
Fast 20 Jahre später hat sich die Situation grundlegend geändert, nun kann das Album endlich so gehört werden, wie es aufgenommen wurde. Das Mobile Fidelity Sound Lab wurde mit einer Lizenz bedacht und verantwortet Mastering wie Herstellung der auf 3000 nummerierte Exemplare limitierten Pressung. Zu bemängeln gibt es wenig, allenfalls der Coverbalken mit der Firmenkennung „Original Master Recording" stört etwas, und es wäre bei einer Laufzeit von mehr als 52 Minuten und bei der orchestralen Dichte der Recordings sicher besser gewesen, die zwölf Tracks über vier LP-Seiten zu strecken, zugunsten noch größerer Dynamik.
Petitessen in Anbetracht der erheblichen musikalischen Meriten dieser Tour de Force. Gleichermaßen geprägt von Bacharachs melodischem Flair und Costellos wortmächtiger Lyrik, von kalifornischer Leichtigkeit in den Arrangements und britischer Intensität im gesanglichen Vortrag, konvergieren die Gegensätze mit erstaunlicher Selbstverständlichkeit. Costellos gelegentlicher Hang zum vokalistisch allzu Expressiven findet in Bacharachs subtiler Tongebung mit Piano, Streichern, Bläsern sowie dezenten Backgroundchören den nötigen Kontrapunkt, umgekehrt entkräften Costellos bezugswütige und nicht selten gallige Songtexte jeden Schmalzverdacht. Exquisit!
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