Hamburg. Wenn ein musikalischer Dinosaurier anrollt, besteht in der Regel Langeweilealarm, bestenfalls ist eine bemüht lässige Hitrevue zu erwarten. Aber nicht, wenn der Dinosaurier Elvis Costello heißt. Längst hat der 50jährige nach über 25 Jahren im Musikgeschäft die Grenzen von U und E im gestreckten Galopp übersprungen. Zuletzt mit Jazz-, Klassik- und Piano-Minimalismen geflirtet. Doch er kann noch so verwunschene Ballettmusiken entwerfen, beim ausverkauften Konzert auf Kampnagel war die Freude spürbar, daß der Mann mit dem verschmitzten Blick hinter seiner Intellektuellenbrille am liebsten eine lärmende Gitarre in der Hand hält - und seine ebenfalls lärmenden Weggefährten The Imposters im Rücken hat.
Costello schob seinen schmächtigen Körper an die Rampe, um dort für drei Stunden den beinharten Rock'n'Roller zu geben. Zwar spielte auch er fast einen kompletten Best-of-Abend, von musealem Gähnen jedoch keine Spur.
In regelmäßigen Abständen wurden Costello Gitarren gereicht, an die zehn dürften es gewesen sein. Die kratzte und kraulte er wie wilde Kätzchen, während hinter ihm die Imposters mit Drummer Pete Thomas und Bassist Davey Faragher zu Hochform aufliefen. Nach einer guten Stunde Zugaben saßen die dunklen Anzüge noch immer perfekt. Costello spielte jetzt Medley, sprang zwischen Bluesballade und Countrysong leichtfüßig hin und her. Die Zuhörer hielt es nicht auf ihren Sitzen, sie applaudierten stehend oder verwandelten den Gang vor der Bühne in einen Tanzsaal. Die Steinzeit wird anderswo besungen.
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