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Im Zentrum des Covers ein Rabe, im Schnabel eine Zuckerrohrstange. Um ihn gruppieren sich Bilder, die auf die einzelnen Songs verweisen: ein Raddampfer, gefesselte Füße, ein Spiegel, ein Colt vor einem Grabstein. „Secret, Profane & Sugarcane“ ist der Titel des neuen Albums von Elvis Costello – aufgenommen in drei Tagen in Nashville in den Sound Emporium Studios.
Die Auswahl der Songs klingt nach wilder Sammlung: Stücke aus seiner Hans-Christian-Andersen-Arbeit für die Dänische Oper, eine Nummer von „The Delivery Man“ und neue Lieder – eines zusammen mit der wiederentdeckten Country-Dame Loretta Lynn, zwei zusammen mit T Bone Burnett, dem Produzenten des Albums, geschrieben. Die Umsetzung allerdings ist von einer Homogenität, der die verdichtete Aufnahmesituation deutlich zugearbeitet hat und die nur erzeugt, wer sich auf ein Bluegrass-Ensemble verlassen kann, das mit geschlossenen Augen läuft: Stuart Duncan an Fiddle und Banjo, Mike Compton an der Mandoline, Dennis Crouch am Bass, T Bone Burnett als einziger Elektrifizierter mit seiner Kay 161, einer spuk-hallenden alten E-Gitarre, und Jim Lauderdale als Backgroundsänger mit der Fähigkeit, dem Costelloschen Brit-Soul-Organ wie telepathisch zu folgen.
Die Tanzfläche ansteuernd
Im Bluegrass sind dieselben Formationsmuster zu beobachten, die den Rock’n’Roll prägten. Mountain Music und irifizierte Fiddle-Tunes wurden mit Blues und Swing aufgeladen. Das Ganze organisiert sich in den schnellen Nummern um einen Off-Beat (ohne Schlagzeug), der eindeutig auf die Tanzfläche zusteuert. Tradition verkapselt sich im modernen Unterhaltungssound ohne über Hautfarben nachzudenken.
Soweit die grobe Richtungsangabe. „Hidden Shame“ und „The Crooked Line“, übrigens mit der unverkennbaren Western-Lady Emmylou Harris als Gastsängerin, auf dem neuen Costello-Album folgen ihr auch in etwa. Wobei bei Letzterem das Akkordeon schon als untypisches Instrument für Akkordfläche sorgt. Die im Kern verunreinigte Bluegrass-Stimmung fasst natürlich Alternativ-Instrumente und von Tonika-Dominante-Subdominate abweichende Akkordverbindungen.
„I Dreamed Of My Old Lover“, „She Handed Me A Mirror“ – Sehnsucht, Schuld, Enttäuschung und schlecht vergrabene Sünde: Mit diesen balladesken Themen und ihrer schauerschön-romantischen Umsetzung schließt sich Costello an die amerikanische Old-Time-Music und Folk-Tradition an. „Ich hoffe, dass du wartest / am äußersten Ende der krummen Linie“, singt er in „The Crooked Line“. Dieser Sänger ist in die amerikanische Volksmusik verliebt und traut ihr zu, ihn vom Scheitern zum Glück zu begleiten. Mehr kann man von Musik nicht erwarten.
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